Ende 2024 ist Judith Hollay-Humm vom Stadtrat zur Vorsitzenden der Kulturkommission gewählt worden. Im Juli besuchte Hans Roth die neue Vorsitzende sowie den Präsidenten der Kulturkommission, Philipp Kutter, im Büro des Stadtpräsidenten.
											Herzlichen Dank für den Gesprächstermin. Nun sitze ich gleich zwei Personen gegenüber: einer Vorsitzenden und einem Präsidenten. Wie teilt ihr eure Arbeit auf?
Philipp: Judith führt die Kommission und ich bin formell der Präsident. 
Judith: Die Sitzungsleitung liegt bei mir.
Welches ist die Aufgabe einer Kulturkommission? 
Judith: Unsere Aufgabe ist die Förderung der Kultur in der Stadt und der Schutz von Kulturgut. Wir unterstützen Organisationen und Vereine. Wichtig ist auch der Einbezug neuer Formate und Kunstformen. Wir achten darauf – das ist auch in unserem Kulturleitbild formuliert – dass immer ein Bezug zu Wädenswil sichtbar wird. 
Philipp: Die Kulturkommission berät den Stadtrat bei der Kulturförderung und verfügt über ein Budget von 75 000 Franken, das sie in eigener Verantwortung vergeben kann. Aktuell führt sie auch Regie über einen eigenen Anlass: Nachbarswil. Daneben gibt es einige wiederkehrende Beiträge von insgesamt etwa 150 000 Franken, worüber nicht die Kulturkommission, sondern der Stadtrat befindet: Theater Ticino, Kulturgarage, Kino, Heubühne, sowie Musikvereine und die Jugendmusik. Zusätzlich betreiben wir eigene Infrastruktur, wie die Kulturhalle Glärnisch oder das Dorfhuus Schönenberg. Könnt ihr mir ein paar Beispiele nennen, was die Kulturkommission in eigener Regie unterstützt? 
Judith: Die Konzerte vom Kirchen- und Oratorienchor, ganz verschiedene Orchester, Ausstellungen in der Kulturgarage sowie eine ganze Reihe von jungen Künstlerinnen und Künstlern. Dabei handelt es sich um Beträge von 500 bis mehreren Tausend Franken. Jedes Mitglied der Kommission ist für einen Bereich zuständig, prüft die eingegangenen Gesuche und stellt diese an der Sitzung vor.
Nach welchen Kriterien werden Unterstützungsgelder vergeben? 
Judith: Da halten wir uns an unser Leitbild, das auf der Webseite der Stadt einsehbar ist. Projekte müssen einen Bezug zu Wädenswil haben, Kunstschaffende hier wohnen. Wichtig sind auch öffentlicher Zugang, erkennbare Zielsetzungen, transparente Rechnungsführung und Klarheit, was an Drittmitteln vorhanden ist. Eine zentrale Frage ist die künstlerische Qualität. Da entstehen jeweils heisse Diskussionen. Diese Auseinandersetzung ist für mich ein besonderes Gut und dadurch macht die Arbeit auch Freude. Manchmal kriegen wir Anfragen von Leuten, die erwarten, dass wir für sie einen Raum finden; das ist aber nicht unsere Aufgabe. Wir helfen nicht beim Organisieren.
Wie sehen die Ziele und Inhalte für die kommenden Jahre aus? Gibt es dazu eine Art Leitlinie? 
Judith: Neben dem Projekt Nachbarswil gibt es auch ein Vorhaben, welches alle acht Gemeinden des Bezirks betrifft: Es geht darum, die kulturellen Ressourcen zu bündeln und sichtbar zu machen. 
Philipp: Unser Ziel ist es, ein möglichst vielfältiges kulturelles Leben zu ermöglichen, sei das mit finanziellen Beiträgen oder mit Infrastruktur, die zu vernünftigen Preisen gemietet werden kann. Menschen sollen sich begegnen können. Kultur soll unterhalten und auch zum Nachdenken anregen.
Judith: Wir versuchen, die unterschiedlichen Ausprägungen von Kultur gleichwertig zu behandeln. Es gibt nicht nur das, was Radio SRF als Kultur bezeichnet – ein eher elitäres Verständnis. Wir versuchen die Vielfalt von Kultur im Auge zu behalten, sei dies ein Anlass der «Tankstell» oder des Männerchors Hütten. Auch die Berücksichtigung unterschiedlicher Altersgruppen ist zentral. Wir möchten die Bevölkerung einladen, die kulturelle Vielfalt zu geniessen. Diese dient nicht zuletzt dem gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Philipp: Es gibt ein neues Programm des Kantons: zusätzliche finanzielle Unterstützung, unter anderem unter der Bedingung der Einsetzung einer/eines Kulturbeauftragten. Dies sind wir in der Abteilung Präsidiales am Prüfen.
Dieser Artikel erschien im September 2025 in der Parteizeitung «So».
